Di­gi­ta­li­sie­rung

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dbv/Thomas Meyer/Ostkreuz

Was mit der Retrodigitalisierung ihrer wertvollen Bestände bereits im Jahr 1997 begonnen hat, verändert heute alle Abläufe und Angebote der Bibliotheken. Die Digitalisierung dringt in alle Lebensbereiche ein. Wissenschaftliche Bibliotheken unterstützen mit neuen Dienstleistungen eine neue Art der Arbeit in der Wissenschaft, Öffentliche Bibliotheken leisten durch ihre vielfältigen digitalen Angebote einen wichtigen Beitrag zur digitalen Teilhabe der Bevölkerung.

Täglich werden große Mengen digitaler Daten produziert. Bibliotheken sind verlässliche Institutionen, die diese Daten sammeln, systematisch erschließen, kuratieren und für alle zugänglich machen. Sie entwickeln Methoden zur Produktion, Auswertung und langfristigen Nutzung digitaler Daten sowie zur Verbreitung und dauerhaften Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen. Damit gestalten sie Transformationsprozesse aktiv mit und entwickeln Formate, die nicht nur Wissenschaft und Forschung, sondern insgesamt der Gesellschaft zugänglich sind. 

Medienangebote

Öffentliche Bibliotheken verleihen neben physischen Medien auch digitale Medien wie E-Books, elektronische Zeitungen und Zeitschriften und Audio-Books. Weiterhin bieten sie ihren Nutzer*innen Streaming-Dienste wie das Film- oder Konzertstreaming an. 

Die meisten digitalen Medien – von E-Books, zu E-Journals und Forschungsdaten - befinden sich allerdings bei den Hochschulbibliotheken. Die Digitalisierung hat zu neuen Wegen des wissenschaftlichen Arbeitens und der Veröffentlichung von Ergebnissen geführt. Wissenschaftliche Bibliotheken sind somit in der Verantwortung, die nötige Infrastruktur dafür zu bieten und die Informations- und Medienversorgung der Studierenden, Lehrenden und Forschenden nachhaltig auszugestalten.

Retrodigitalisierung

Die Digitalisierung von analogen Bibliotheksbeständen ist zur alltäglichen Praxis geworden. Seit rund zwanzig Jahren werden z.B. Drucke des 16. bis 18. Jahrhunderts, die in den entsprechenden Verzeichnissen nachgewiesen sind, digitalisiert, vertieft erschlossen und im Internet präsentiert. Somit wird das kulturelle Erbe für die Zukunft nicht nur analog, sondern auch digital bewahrt und für ein breiteres Publikum zugänglich gemacht. Außerdem bieten digitalisierte Werke Grundlage für computergestützte Auswertung und Erforschung der Bibliotheksbestände. 

Auch wenn die Digitalisierung der erhaltenen Überlieferung einzelner zeitlicher Perioden bereits weit fortgeschritten ist, bestehen vor allem im 19. und 20. Jahrhundert noch Lücken. Hier bedarf es nicht nur finanzieller Förderung, sondern auch klare urheberrechtliche Regelungen für Digitalisierungsabläufe und die Bereitstellung der digitalisierten Objekte. Eine international ausgerichtete koordinierende Infrastruktur wäre außerdem eine wesentliche Voraussetzung dafür, Doppeldigitalisierungen zu vermeiden.

Automatisierte Prozesse und Künstliche Intelligenz

Bibliotheken setzen bei ihrer Arbeit schon sehr lange auf automatisierte Prozesse bei Erwerbung, Erschließung und Ausleihe und weiten ihre Kompetenzen in diesem Bereich nun stärker aus. Auch Künstliche Intelligenz (KI) hat in Bibliotheken Zukunftspotential und wird, meist in Pilotprojekten, eingesetzt – sei es zur Unterstützung bei der Katalogisierung und der Indexierung, durch den Einsatz von Robotern bei der Durchführung der Inventur oder durch die Nutzung von Robotern im Publikumsverkehr.

Digitale (Medien-)Kompetenz der Nutzer*innen und Mitarbeiter*innen

Bibliotheken sind Orte, an denen auch digitale (Medien-)Kompetenz vermittelt wird. Hier können digitale Medien ausprobiert, in digitalen Datenbanken recherchiert und es kann mit ihnen gelernt werden. Der Umgang mit digitalen Medien und das Management der bibliothekarischen Workflows setzen den Einsatz informationstechnischer Expertise und Kompetenz voraus. Deshalb muss das Berufsfeld noch besser auf die Herausforderungen des digitalen Wandels und die Übernahme neuer Funktionen in den Bibliotheken hin ausgerichtet werden. Zwar kennen viele Bibliotheksmitarbeitende die aktuellen Trends, führen verschiedene Altersgruppen und Studierende an digitale Medien und elektronische Datenbanken heran und schulen den Umgang mit diesen Angeboten. Die digitale Kompetenz der Mitarbeitenden muss jedoch umfassend und kontinuierlich weiterentwickelt werden. Ihr Wissen geben Bibliotheksmitarbeitende dann auch an Erzieher*innen, Lehrer*innen oder andere Partner*innen in der Bildungslandschaft weiter. So profitieren alle vom Praxiswissen der Bibliotheken. 

Bessere Einbeziehung in Digitalstrategien und -initiativen

Bibliotheken müssen in Strategien zur Digitalisierung auf europäischer, nationaler, regionaler und kommunaler Ebene noch besser eingezogen und als Kooperationspartner gestärkt werden. So kann die noch engere Verzahnung der Bibliotheken mit anderen Einrichtungen erreicht werden, um abgestimmte Angebote für unterschiedliche Zielgruppen zu entwickeln und auf neue Herausforderungen zu reagieren. Bibliotheken sollten ebenfalls in Datenstrategien und Strategien zur Künstlichen Intelligenz (KI) auf allen Ebenen einbezogen und mitgedacht werden.

Ein zeitgemäßes Urheberrecht für Wissenschaft und Forschung

Damit Studierende, Lehrende und Forschende auch in Zukunft nachhaltig mit Information und Medien durch Hochschulbibliotheken versorgt werden können, bedarf es zeitgemäßer Regelungen im Urheberrecht. Dazu gehört im Kontext der Digitalisierung vor allem, dass der elektronische Kopienversand im innerbibliothekarischen Leihverkehr sowie der von Zeitungen und Zeitschriften ermöglicht wird und der Bereich des Text- und Data Mining klar geregelt wird.

Flächendeckende Netzinfrastruktur und bedarfsgerechte technische Ausstattung

Um bei fortschreitender Digitalisierung zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse beizutragen zu können, ist die flächendeckende Anbindung von Öffentlichen Bibliotheken an das Glasfasernetz, eine bedarfsbezogene und aktuelle technische Ausstattung sowie der öffentliche Zugang zu digitalen Informationen und zu elektronischen Angeboten wie E-Books oder Filmstreaming-Diensten erforderlich. Nur so kann die Bibliotheksversorgung im ländlichen Raum ebenso wie in den Städten auf den notwendigen Stand gebracht werden.

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